Hochwasserrückhaltebecken Mulda mit Überleitungsstollen

Über umfangreiche Varianten und Alternativuntersuchungen entschied sich die Landestalsperrenverwaltung für den Neubau des Hochwasserrückhaltebeckens (kurz HRB) Mulda im Tal des Chemnitzbaches. Ergänzt wird dieses Becken durch einen Überleitungsstollen von der Freiberger Mulde zum HRB Mulda. Die vom Bau direkt betroffenen Gemeinden sind Dorfchemnitz, Frauenstein und Mulda.

Das Hochwasserrückhaltebecken Mulda

Das HRB Mulda ist als Trockenbecken mit ökologischer Durchgängigkeit konzipiert. Das bedeutet, dass es statistisch nur bei Hochwässern mit einer Wiederkehrzeit von größer 5 Jahren eingestaut wird. Außerhalb der Einstauzeiten bleibt der Charakter des Fließgewässers auch innerhalb des Beckenraumes erhalten. Der Abfluss und der Einstau werden bei Hochwasser automatisch gesteuert. Die Schutzleistung des Beckens ist für Schaden bringende Hochwasser mit einer Wiederkehrzeit von bis zu 100 Jahren ausgelegt. Auch bei größeren Hochwasserereignissen versagt die Anlage nicht und besitzt weiterhin eine (reduzierte) Hochwasserschutzwirkung. Der Hochwasserrückhalteraum der Stauanlage beträgt insgesamt 5,41 Mio. m³.

Querschnitt Absperrbauwerk Hochwasserrückhaltebecken Mulda

Das geplante Dammbauwerk befindet sich etwa 3 Kilometer von der Gemeinde Mulda entfernt. Es ist 27 m hoch, hat eine Kronenlänge von ca. 230 m und eine Aufstandsbreite am Dammfuss von 118 m. Um das Dammbauwerk besser in die regionale Landschaft einbetten zu können, wird die Dammoberfläche nach der Fertigstellung mit Rasen begrünt. Für den Dammaufbau ist ein Zonendamm mit mittig angeordneter Asphaltbetoninnendichtung vorgesehen. Diese Innendichtung wird auf einem Kontrollgang aus Stahlbeton gegründet. Das Dammschüttvolumen beträgt rd. 286.000 m³. Das Material für den Dammbau wird zum Großteil aus einer dammnahen Seitenentnahme auf der linken Talseite gewonnen. Aus dem Überleitungsstollen werden zusätzlich 90.000 m³ Felsausbruchmassen für den Dammbau verwendet. Die Seitenentnahmestelle wird abschließend teilweise wiederverfüllt und landschaftsgerecht gestaltet.

Der Chemnitzbach wird in einem Ökostollen durch den Damm geleitet. Die beidseitig angeordneten Flügelwände ermöglichen eine Verkürzung des Dammdurchlasses auf nur 64 m. Der Ökostollen verfügt über zwei Auslassöffnungen. Im Grundbetrieb, das heißt bei normaler Wasserführung und bis zu einem statistisch aller 5 Jahre wiederkehrenden Hochwasser, werden in einem naturnah gestalteten Gerinne bis zu 10,6 m³ Wasser pro Sekunde abgeführt. Dies ermöglicht Fischen und anderen Tieren eine naturnahe Möglichkeit zur Überwindung des Dammes. Die zweite Öffnung stellt den Betriebsauslass dar und regelt die Abgabe von Wassermassen, die größer als 10,6 m³/s sind. Dies setzt die vorherige Einstauung des Beckens voraus und drosselt die Abgabe in zwei Stufen von 6,5 bzw. 12,4 m³/s, je nach Hochwasserlage in der Freiberger Mulde.

Regelprofil Ökostollen

Mit der Errichtung des Dammes ist auch die Verlegung und die partielle Ertüchtigung der Kreisstraße K 7733 zwischen Dorfchemnitz und Mulda verbunden. Da eine Dammumfahrung erforderlich wird, wird die Kreisstraße auf einer Länge von 800 m als Rampe über den Damm verlegt und auf weiteren 1,8 km erneuert, um Beeinträchtigungen durch Überflutung auszuschließen. Im Einstaufall (also ca. alle 5 Jahre) wird die Kreisstraße gesperrt und es erfolgt für wenige Tage eine Umleitung über das vorhandene Straßennetz.

Der Hochwasserüberleitungsstollen

Zwischen der Freiberger Mulde, südlich des Haltepunktes Nassau der Bahnlinie Freiberg-Holzhau, und dem Chemnitzbach, südlich der Ortslage Dorfchemnitz, wird ein 4.325 m langer Stollen mit einem Durchmesser von etwa 4,50 m bis 5,00 m im Freiberger Gneis aufgefahren. Er wird bis zu 117 m vom Deckgebirge überlagert.

Stollenprofil Mulda

In Abhängigkeit von der Standfestigkeit und Wasserwegsamkeit des Gebirges wird der Stollen teilweise mit Stahlbeton ausgebaut. Durch diesen Stollen können im Hochwasserfall bis zu 36 m³/s Wasser aus der Freiberger Mulde in das Tal des Chemnitzbaches, und damit in das Hochwasserrückhaltebecken Mulda, übergeleitet werden.

Stollenquerschnitt

Die Wasserentnahme aus der Freiberger Mulde erfolgt seitlich über ein Einlaufbauwerk, das sich unmittelbar südlich des Haltepunktes Nassau im Bereich einer Talenge befindet. Das Einlaufbauwerk besteht aus einem Hochwasserwehr und einem ökologischen Wehr mit Niedrigwasserrinne, welches nur im Falle eines Hochwassers geschlossen wird und den Fischen somit auch bei geringen Abflüssen einen Auf- bzw. Abstieg in der Freiberger Mulde ermöglicht.
Der Zuleitungskanal unterquert als 60 m langer Tunnel die Bahnlinie und die ehemaligen Bahnhofsanlagen des jetzigen Haltepunktes. An dieser Stelle soll das Betriebsgebäude für den Überleitungsstollen mit Steuerungstechnik und Pegelmesseinrichtung sowie eine Zufahrt für Wartungsfahrzeuge in den Stollen gebaut werden. Für die Kreuzung des Zuleitungskanals mit der Bahnlinie wird während der Bauzeit eine Behelfsbrücke errichtet, um den Bahnverkehr aufrechtzuerhalten. Die Straßenbrücke über die Freiberger Mulde an der Ölmühle wird in diesem Zusammenhang mit erneuert, um die Zufahrt zur Baustelle zu ermöglichen. Die erneuerte Brücke dient zukünftig dem Anliegerverkehr.
Das Auslaufbauwerk liegt stromabwärts von Dorfchemnitz an einem Wanderparkplatz südlich des Steinbruchweges und seine Gesamtlänge wird 210 m betragen. Für die kreuzende Kreisstraße K 7733 Dorfchemnitz – Mulda wird eine Brücke errichtet.

Die Gesamtbauzeit für das HRB Mulda und den Überleitungsstollen beträgt ca. 5 Jahre.

Die Funktion des HRB Mulda in Verbindung mit dem Hochwasserüberleitungsstollen

Außerhalb der Einstauzeiten bleibt der Charakter des Chemnitzbaches auch innerhalb des Beckenraumes des HRB Mulda erhalten. Abflüsse bis zu einem fünfjährigen Hochwasserereignis, das entspricht einem Abfluss von 10,6 m³/s, werden ohne Einstau durch den Ökostollen des Dammbauwerkes geführt. Größere Abflüsse werden gedrosselt, wobei sich der Hochwasserrückhalteraum hinter dem Dammbauwerk füllt. Die Kreisstraße Dorfchemnitz – Mulda wird dabei am Abzweig Wolfsgrund bzw. am Ortsausgang Mulda gesperrt. Die Wasserabgabe aus dem Staubecken erfolgt in 2 Stufen, zunächst mit 6,5 m³/s und später mit 12,4 m³/s.

Führt die Freiberger Mulde mehr Wasser als 22 m³ pro Sekunde (das entspricht einem zehnjährigem Hochwasserereignis), wird mit einer Überleitung des Wassers über den Hochwasserüberleitungsstollen in das Hochwasserrückhaltebecken Mulda begonnen. Die Überleitung des Wassers aus der Freiberger Mulde in den Chemnitzbach ist unabhängig vom Füllungsgrad des Hochwasserrückhaltebeckens Mulda gewährleistet.
Nach Absinken des Hochwasserspiegels in der Freiberger Mulde (Kontrollpegel) beginnt die Entleerung des Beckens, die in Abhängigkeit von der eingestauten Wassermenge zwischen einem und acht Tagen liegen kann. Anschließend wird die Kreisstraße gesäubert und wieder für den Verkehr freigegeben.
Durch individuelle Steuerung des Beckenabflusses und des Einlaufes am Überleitungsstollen kann die Schutzwirkung des Beckens je nach Charakter des Hochwasserereignisses optimiert werden.