Naturschutzbelange

Mit den geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen kommt es zu Eingriffen in sensiblen Naturräumen. Die Landestalsperrenverwaltung ist sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst, hat aber keine andere Möglichkeit, um die Sicherheit der Flussanwohner dauerhaft zu gewährleisten. Für viele Gemeinden im Einzugsgebiet der Freiberger Mulde und der Bobritzsch besteht ein großes Überflutungsrisiko. Welche Auswirkungen das haben kann, hat das Hochwasser von 2002 gezeigt. Es hat nicht nur Millionenschäden angerichtet, sondern auch viele Anwohner in Lebensgefahr gebracht. Allein in Döbeln und Roßwein mussten hunderte Menschen evakuiert werden.

Die Landestalsperrenverwaltung hat die möglichen Beeinträchtigungen von Ökosystemen der Gewässer und Auen für ihre Planungen genau untersucht. Dabei hat sie die Auswirkungen auf spezielle europäische Schutzgebiete (Flora-Fauna-Habitat-Gebiete), auf europaweit geschützte Arten und auch auf besonders geschützte Biotope analysiert. Darauf aufbauend wird die LTV Veränderungen an den betroffenen Ökosystemen soweit wie möglich vermeiden oder ausgleichen. Deshalb wird es u.a. während des Baubetriebes eine ökologische Baubegleitung geben. Sie sorgt dafür, dass Beeinträchtigungen durch die Bautätigkeit weitgehend vermieden werden.

Außerdem sind umfangreiche Maßnahmen zum Ausgleich der unvermeidbaren Eingriffe geplant. Insgesamt soll es für beide Beckenstandorte mehr als 50 solcher Maßnahmen geben. Dabei liegt ein Augenmerk darauf, bauliche Hindernisse in Flüssen (z. B. nicht notwendige Wehre) zu entfernen, um sie wieder durchgängig für Wasserlebewesen zu gestalten. So wird der derzeitige Lebensraum für Westgroppe und Bachneunauge deutlich aufgewertet. Wertvolle Lebensraumtypen, die durch z.B. den wiederkehrenden Einstau des Hochwasserrückhaltebeckens Mulda betroffen sind, entstehen an anderer Stelle in der Nähe neu.

Für Tierarten, auf deren Lebensräume die Becken Einfluss haben, werden Ausweichmöglichkeiten geschaffen. Die Vorkommen von Haselmaus, Goldammer, Wachtel oder Neuntöter bleiben dadurch weiterhin in der Region erhalten. Zusätzlich werden Biotope auf selten überstauten Flächen und Waldbereiche außerhalb der Becken aufgewertet. In der Nähe der Hochwasserschutzanlagen sollen zudem neue charakteristische Wälder entstehen.

Die geplanten Maßnahmen lassen sich in folgende Kategorien aufteilen:

  • Entsiegelung von Flächen durch Abbruch nicht mehr genutzter Bauwerke
  • Renaturierung und ökologische Bewirtschaftung von Flächen
  • Renaturierung von Gewässerabschnitten
  • Rückbau von Wehren zur Verbesserung der Gewässerdurchgängigkeit
  • Neophytenbekämpfung an Gewässern
  • Aufforstung
  • Waldumbau vom Nadelwald zum Laub-Mischwald
  • Heckenpflanzungen in der freien Feldflur
  • Aufwertung und Neuanlegung von Biotopen und schützenswürdigen Naturräumen
  • Schaffung von Laichgewässern und Brutplätzen

Chemnitzbachtal im geplanten Stauraum
Feldgehölze und Büsche, die am Hang westlich des Chemnitzbachtales vorhanden sind, sollen durch Hecken verbunden werden